Mein verlorenes Ich

Mein letzter Beitrag ist schon wieder eine Weile her und ich persönlich finde das gar nicht schlimm! Ich möchte keinen Beitrag gezwungen schreiben, weil es mal wieder an der Zeit wäre. Ich schreibe nur, wenn mir danach ist. Und heute ist mir danach 😊

Mein verlorenes Ich, hört sich zugegeben ziemlich dramatisch an, ist es aber gar nicht!

Ich habe mich verändert. Das können sowohl ich, als auch meine Familie, Freunde und alle die mich kennen behaupten. Vielen fällt es schwer, mit dieser Veränderung umzugehen und vielleicht können es Außenstehende auch gar nicht nachvollziehen.
Wie kann man sich denn nicht verändern, bei all dem was ich zusammen mit Nikolaj in den letzten zwei Jahren durchlebt habe?

Gehen wir mal zwei Jahre zurück. Wie ich auch schon in meinem Beitrag Positives Denken – Meine Einführung erwähnt habe, hat Nikolaj vor zwei Jahren die Diagnose Hautkrebs diagnostiziert bekommen. Nikolaj wurde zwei Mal operiert. Zwei Mal, da der Krebs seinen Wächterlymphknoten in der Leiste befallen hatte und daraufhin weitere Lymphknoten in diesem Bereich entfernt wurden. Nach den Operationen folgte eine Therapie, die 1 ½ Jahre dauerte.
Das war keine einfache Zeit für uns. Nikolaj war zu dem Zeitpunkt 24 und ich 22. Wir waren bald 1 ½ Jahre zusammen und sollten unter normalen Umständen ausgehen, Freunde treffen und schöne Erinnerungen sammeln. Stattdessen verbrachten wir viel Zeit im Krankenhaus und Zuhause.
Aber das war mir egal. Das einzige was für mich zählte, war bei ihm zu sein. Dem Menschen, den ich so sehr liebe. ♥

In Nikolajs Anwesenheit spielte ich stets die Starke. Ich weinte nicht vor ihm, denn ich wusste, dass es ihm dadurch schlechter gehen würde. Wer sieht seine Freundin schon gerne weinen?
Ich versuchte stets positive Gedanken zu fassen und zu verbreiten und ich war einfach da. Denn manchmal braucht es keine Worte.

Es fiel mir nicht immer leicht stark zu bleiben und ich bin überglücklich meine Mama zu haben.
Meine Mama war für mich da und fing mich auf, wenn ich Zuhause und schwach war.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei meiner Mama bedanken. Du warst und wirst immer meine Beschützerin sein und ich werde dich immer zu schätzen wissen. Ich habe dich lieb ♥

Die Therapie war wirklich kein Zuckerschlecken, so viel sei gesagt. Neben dem Gewichtsverlust und den Stimmungsschwankungen gab es viele weitere Nebenwirkungen. Ein Glück ist das mittlerweile geschafft!

Nikolaj hat sich mit seiner Erkrankung und Krebs im Allgemeinen auseinandergesetzt und daraufhin einiges in seinem Leben und Alltag verändert.

Genau das, habe ich nach meiner Diagnose auch getan. Zugegeben, ich hatte mir zuvor schon viel von Nikolajs Wandlung angenommen, das bleibt vermutlich in einer Partnerschaft nicht aus. Erst recht nicht, wenn man auch zusammenlebt.

Ich denke, dass unsere Krebserkrankungen als Erklärung für unsere Veränderung reichen sollten.
Der Krebs bringt einen zum Nachdenken. Man sieht das Leben und vor allem die Gesundheit nicht mehr als selbstverständlich an. Man hinterfragt seinen eigenen, sowie den Sinn der Erkrankung. Man wächst, wird erwachsener, stärker und bekommt eine neue Lebenseinstellung. Vieles verliert an Wichtigkeit, andere Dinge werden dafür umso wertvoller.

In diesem Beitrag soll es aber nicht nur um die Erklärung und das Verständnis unserer Veränderung gehen. Es steckt noch mehr hinter diesem Titel.

Meine Erkrankung hat vieles in meinem Alltag und Leben verändert.

Wer war ich?
Ich war eine junge Frau, die viel Sport trieb, jeden Morgen mit dem Auto zur Arbeit fuhr, gerne ausging und fröhlich durch die Gegend tanzte und alle mit meinem Gesang (leider bin ich mit keiner schönen Gesangsstimme gesegnet) erfreute (oder doch eher nervte?).
Und plötzlich ändert sich auf einen Schlag alles.
Wie ihr wisst, sehe ich nach der zweiten Operation deutlich schlechter als zuvor. Auf beiden Augen ist die linke Seite blind und das verändert einiges in meinem Leben. Zusammen mit meinem Sichtfeld verlor ich auch meine geliebte Selbstständigkeit.
Ich bin kein Mensch der gerne auf andere angewiesen ist und um Hilfe bittet. Am liebsten mache ich immer alles selbst und das geht jetzt nicht mehr.
Ich kann kein Auto mehr fahren. Mag sich erstmal nicht so tragisch anhören, für mich ist es das aber und ich denke jeder der selbst ein Auto fährt, kann das unterschreiben. Wenn man ein Mal in den Genuss des Komforts des Autofahrens gekommen ist, mag man es nicht mehr missen. Man kann jederzeit überall hinfahren, sofern der Tank gefüllt ist.
Ich kann auch vorerst kein Fahrrad fahren, denn das ist nicht viel weniger gefährlich für mich. Außerdem konnte ich für eine gewisse Zeit nicht arbeiten, das ändert sich bald zum Glück. Denn ohne ein Auto komme ich nur schwer zur Arbeit. Die öffentlichen Verbindungen sind da leider nicht so gut gelegen, sodass eine Strecke fast zwei Stunden Zeit in Anspruch nehmen würde.

Der plötzlich fehlenden Selbstständigkeit habe ich lange hinterher getrauert.
Doch ich habe verstanden, dass ich damit abschließen muss. Es bringt mich nicht weiter zu hinterfragen, „was wäre, wenn…?“. Ich muss diese Veränderungen in meinem Leben akzeptieren und darf mir nicht ständig ausmalen, wie mein Leben verlaufen würde, wenn der Tumor nicht in meinem Kopf wäre. Denn der Tumor ist nun mal da und ich muss mich auf diese Zukunft konzentrieren.

Visionen der Zukunft machen glücklich, nicht aber das Nachdenken über die verlorene Zukunft. Visionen der Zukunft machen glücklich, weil sie erreichbar sind.

Vielleicht wäre mein Leben ohne die Erkrankung einfacher gewesen, aber wäre es dadurch auch schöner?

Ich habe gelernt, worauf es wirklich ankommt und glaube deshalb, das dem nicht so ist. Ich führe ein tolles und schönes Leben so wie es ist und ich bin glücklich.

Ich muss mein verlorenes Ich akzeptieren.

Mein letzter Beitrag scheint etwas untergegangen zu sein. Sei nicht schüchtern und hinterlasse mir immer gerne einen Kommentar mit deiner Meinung, deiner Erkenntnis oder mit Tipps. Ich würde mich sehr freuen.

Eure Mona

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Steffi

    Hallo mona, wie immer hast du mich mit deinem Beitrag abgeholt und mitgenommen. Ich gehöre zu den glücklichen die deinem lieblichen Gesang mit offenem oder teils offenem Ohr lauschen durften. Das war das Mädchen mona.aus die ist eine stolze strahlende in sich ruhende Frau geworden,die soviel gibt. Auch wenn der Weg dahin viel zu schnell war und zu steinig.Ich sitze oft im Büro schaue auf das Faultier von dir und auf die Karte die da ewig vor .mir hängt und ich sie eigentlich nur aufgehangen habe weil sie ein schönes Motiv hat .vielleicht erinnerst du dich „auch aus Steinen die einen in den Weg gelegt werden kann man etwas schönes bauen “ das ist deine Karte mona. Dieser Text hat einen Sinn bekommrn.
    Ich bin immer wieder froh wenn du mich mit deiner freude, kraft , Mut und deinen Ansichten ansteckst .ganz ehrlich vieles ist danach für mich einfach nichtig und klein .Danke dafür .
    Aber singen darfst du natürlich trotzdem jeder Zeit weiter
    Schön dass es sich für mich gibt
    Steffi

    1. Mona94

      Meine liebste Steffi
      Und zauberst mir stets ein Lächeln ins Gesicht und das tust du auch jetzt wieder mit diesem schönen Kommentar! Danke, dass du teil meines Lebens, Geschichte und Reise bist!

  2. Elke

    Liebe Mona,
    eigentlich hatte ich mir vorgenommen nie irgendetwas ins Netz zu schreiben ( weshalb ich auch nicht bei Facebook und so weiter angemeldet bin).
    Mir brennt es aber schon seit Tagen auf der Seele Dir zu sagen das du Früher „fröhlich nervend“
    durch die Gegend hüpfend sehr sehr sympathisch warst . Ich hatte nur das Gefühl das du meinst du musstest alle Menschen davon überzeugen weil du nicht sehr viel Selbstbewusstsein hattest. Aber das ist in dem Alter auch Normal.
    Als du letztes Jahr nach dem Sport bei mir ein Brötchen gekauft hast staunte ich schon wie „erwachsen“ du geworden bist.
    Ich bin froh das du deine Gedanken und Erfahrungen aufschreibst. Es ist mir wichtig zu wissen wie es dir geht.Darüber das du in der Situation den passenden Partner an deiner Seite hast bin ich heilfroh.
    Gruß Elke

    1. Mona94

      Hallo liebe Elke,

      wie zvon dir zu lesen! Ich freue mich wirklich sehr über deinen Kommentar!
      Tatsächlich bin ich in den letzten Jahren deutlich erwachsener und auch wirklich selbstbewusster geworden! Und ich bin sehr froh darüber, denn ich bin jetzt mit mehr Selbstbewusstsein viel glücklicher, als ich es schon vorher war.
      Ich bin sehr froh darüber, dass ich zu einem Blog gefunden hast!

      Ganz liebe Grüße!

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