In meinem ersten Beitrag zum positiven Denken habe ich euch erzählt, was mich dazu geführt hat, die Denkweise zu verändern und mit welchen Hilfen ich es geschafft habe. Heute möchte ich an meinem Beispiel erzählen, wie fies die Realität sein kann und wie man es schafft, durch positives Denken in üblen Situationen wieder zurück zu finden und die dunklen Wolken ziehen zu lassen.
Von meiner Hemianopsie, für die mein Hirntumor verantwortlich ist, habe ich euch ja bereits erzählt. Um die wird es in diesem Beitrag auch wieder gehen.
Ich hole mal etwas aus!
Als ich das letzte Mal zum MRT war, hat mein Arzt mir Sakkadentraining verschrieben. Sakkadentraining soll einem Menschen, der unter einem Gesichtsfeldausfall leidet, den Weg zurück ins Leben erleichtern. Man übt mit dem Ausfall Alltagssituationen wieder meistern zu können und einfach besser zurecht zu finden. Das findet in der Regel bei einem Ergotherapeuten statt. Nun ist es aber so, dass das keine Standardbehandlung ist und es dementsprechend in vielen Praxen noch nie angewendet wurde. Bisher habe ich noch keine passende Praxis gefunden, die mit mir das Sakkadentraining durchführen kann. Ich hoffe das ändert sich in den nächsten Tagen, denn ich möchte unbedingt loslegen!
Da ich aber nicht untätig sein möchte und das dringende Bedürfnis habe, irgendwas machen zu müssen, habe ich mir beim Augenarzt einen Termin in der Sehschule geben lassen.
Ich bin dafür zu einem anderen Augenarzt gegangen und nicht zu meinem üblichen. Bei meinem üblichen dauert es zum einen ziemlich lange, bis man einen Termin in der Sehschule bekommt und zum anderen fand ich es gut eine zweite Meinung zu bekommen.
Zu Beginn wurde eine Gesichtsfeldmessung durchgeführt. Während dieser Messung habe ich schon bemerkt, dass das ganze nicht so gut läuft. Ziemlich frustrierend und so kam mir die Messung wie eine Ewigkeit vor.
Ich habe aber auch einen ganz großen Fehler gemacht! Den Termin hatte ich erst gegen Mittag, also dachte ich mir, dass ich den Morgen für Sport nutzen kann. Nikolaj und ich waren schwimmen, keine gute Idee. Ich war während des Termins schon total erschöpft und müde und ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn ich erschöpft, müde, wütend, gestresst oder krank bin, ich deutlich schlechter sehe als sonst.
Ich denke, dass das wie schon zu erwarten war, schlechte Ergebnis, auf meinen körperlichen Zustand zurück zu führen ist.
Nach dem Test fand ein Gespräch mit der Ärztin statt, die mir den Bereich der Ausfälle zur Verdeutlichung in Farbe markiert hat. Es war sehr deutlich zu erkennen, dass ich auf beiden Augen, links blind bin. Ich hatte immer die Hoffnung, dass meine Sehnerven sich aufgrund meines jungen Alters wieder erholen und es vielleicht Stückweise ein bisschen besser wird. Die Ärztin hat mir für diesen Tag die Hoffnung genommen. Sie sagte, dass der Ausfall immer so bleiben wird und ich nur lernen könnte, damit zurecht zu kommen.
Von da aus ging es dann in die Sehschule. Leider kann man mir dort nicht helfen. Man hätte mir helfen können, das Lesen wieder zu erlernen. Das habe ich aber bereits von alleine geschafft, genauso wie das Fernsehschauen.
Ich leide da ja auch nicht erst seit gestern dran, seit Oktober sehe ich so wie jetzt. Das sind sieben Monate, in denen ich genug Zeit hatte, mir vieles wieder anzutrainieren. Unter anderem das Schreiben am Laptop. Von Mal zu Mal werde ich wieder schneller im tippen und mache weniger Fehler.
Es geht jetzt darum, mir noch mehr in Alltagssituationen zu helfen. Denn selbst so einfache Situationen, wie eine Straße zu überqueren, waren/sind für mich große Herausforderungen. Aber auch in diesen Alltagssituationen komme ich bereits schon deutlich besser zurecht und habe weniger Angst alleine unterwegs zu sein.
Nun ja, der besuch beim Augenarzt, mit der Nachricht auf ewig so blind zu sein, war ein ziemlich harter Schlag, der mich sehr weit zurückgeworfen hat.
Bedröppelt ging ich nach Hause, verkroch mich im Bett, zog mir die Decke über den Kopf und weinte.
Zum Glück hatte Nikolaj frei und war da um mich zu trösten.
Für den Nachmittag war ich mit meiner Freundin Steffi zum spazieren verabredet und ich hatte überlegt aufgrund meiner Stimmung das Treffen abzusagen. Gut, dass ich es nicht getan habe, mir stattdessen wieder meine Jeans angezogen habe und raus gegangen bin. Genug Selbstmitleid für den Tag, es wurde Zeit wieder einen freien Kopf zu bekommen und raus an die Frische Luft gehen, bewirkt dabei wahre Wunder! (Auch wenn ich sonst behaupte nicht an Wunder zu glauben)
Ich gebe euch mal einen Einblick, welche Gedanken in meinem Kopf so alles kreisten und mich runtergezogen haben:
Der erste Gedanke war, dass ich nie wieder Auto fahren werden kann. Das mag sich zugegeben für viele nicht so schlimm anhören wie es sich für mich tut. Autofahren hat für mich was mit Freiheit und Unabhängigkeit zu tun. Ich habe die Freiheit mit meinem Auto überall dahin zu fahren, wo ich möchte und das zu jeder Zeit. Ich bin auf niemanden angewiesen. Keinen Bus-, oder Zugfahrer, keinen Partner, keine Freundin.
Diese Freiheit und Unabhängigkeit habe ich immer sehr genossen und es fällt mir sehr schwer diese jetzt aufzugeben.
Das gleiche gilt dem Fahrrad fahren. Auch das ist momentan nicht möglich und laut der Ärztin wird das auch in Zukunft schwierig sein.
Als nächstes stiegen dann die Zweifel in mein Gedankenkarussell ein. Ich habe doch tatsächlich die ganze Operation angezweifelt! Hallo?! Mir wurde ein Teil meines Tumors entfernt, ich habe dadurch deutlich größere Chancen den Kampf gegen den Tumor zu gewinnen. Doch für diesen Gedanken war ich erstmal blind.
Das waren so meine zwei Haupt-negativen-Gedanken.
Was macht man in solch einer Selbstmitleid/negativen Gedankenkrise? Wie kommt man da wieder raus?
Zuerst einmal erachte ich solche Krisen als überhaupt nicht schlimm! Ich bin sogar der Meinung, dass das zwischendurch mal sein muss. Denn danach schafft man es oft, seine Gedanken zu erweitern.
Es ist wichtig, in solch einer Krise nicht zu verharren. Du musst dir nach einer für dich angemessenen Zeit selbst in den Hintern treten und einen klaren Kopf bekommen. Am besten funktioniert das für mich bei einem Spaziergang an frischer Luft, beim Sport, oder wenn man drüber spricht. Zieh dir einen Freund, ein Familienmitglied, oder jemand professionellen ran und sprich über das, was dich belastet. Oft ist es so, dass wenn man eine Sache ausspricht, sie gar nicht mehr so schlimm, oder hoffnungslos erscheint. Oft muss das Gegenüber gar nichts sagen und man findet den Weg von alleine.
Als nächstes führst du dir vor Augen was du schon alles geschafft hast und denkst an alle positiven Aspekte, die damit zusammenhängen.
In meinem Fall sah das folgendermaßen aus:
Als erstes habe ich mir klar gemacht, dass die Meinung der Ärztin nicht die wahre sein muss. Denn, (jetzt habe ich mir vor Augen geführt, was ich schon alles geschafft habe) bei meiner regelmäßigen Kontrolle, bei meiner eigentlichen Augenärztin, hatte ich schon Erfolge. Beim letzten Mal gab es eine minimale Verbesserung. Auch wenn nur eine minimale, das ist besser als gar keine!
Als nächstes habe ich daran gedacht, dass es mich hätte viel schlimmer treffen können und ich damit ganz gut weggekommen bin.
Die Operation war sehr risikoreich und hätte durchaus anders verlaufen können.
Ich denke, dass ich vor der Operation mein Testament, letzten Willen aufgeschrieben habe, sagt alles. Ich hätte das alles auch gar nicht überleben können, oder ganz blind sein können, oder auch zum Teil gelähmt sein können.
Ich lebe und kann – wenn auch nicht ganz – aber ich kann sehen und ich kann mich bewegen.
Ich kann vielleicht kein Auto mehr fahren, aber ich habe zwei gesunde Beine und Füße mit denen ich überall hinlaufen kann. Außerdem nehme ich so viel mehr von der Natur wahr, was klasse ist! Ich höre die Vögel zwitschern, rieche das nasse Gras und spüre den Wind.
Schlimmer geht immer, das muss man sich bewusst werden. In der Regel bringt jedes negative Erlebnis etwas positives mit sich. Manchmal erkennt man es nur nicht sofort.
Und dann sprich über das, was dich belastet! Wenn du es vielleicht von alleine nicht schaffst positive Gedanken zu finden, so können dir andere vielleicht dabei helfen.
Denke lieber an das, was du hast, als an das, was dir fehlt. – Marc Aurel
Ich möchte wirklich so vielen Menschen wie nur möglich helfen positiv zu denken und ihnen dadurch ein schöneres Leben verschaffen. Dabei ist es egal, in welcher Lebenslage man sich befindet! Ob Krankheit, Arbeitslosigkeit, Trennung/Scheidung, Depression, BurnOut usw.
Ich gebe euch mal einige Anreize.
Vorteile des Positiven Denkens:
- Gute Laune – wird zum Grundzustand
- Lernen aus Niederlagen
- Gute Beziehungen (Privat + Beruf + zu sich selbst)
- Starke Abwehrkräfte
- Hohe Stressresistenz
- Schlechte Laune wird zur Seltenheit und wenn, dann nur kurz
- Chancen statt Probleme sehen
- Kontrolle über Gedanken, Emotionen haben
- Gute gesundheitliche Verfassung, da mehr Botenstoffe Dopamine im Körper
Nachteile des negativen Denkens:
- Schwaches Immunsystem, häufiger krank
- Spüren häufig Stress und Ängste
- Häufig schlechte Laune
- Schlechtere Beziehungen, weil sie negativ über sich und andere Menschen sprechen
- Sehr misstrauisch
- Keine Kontrolle der eigenen Gedanken
- Häufig unkonzentriert
Ihr seht also, was das Denkverhalten so alles mit sich bringen kann, oder wie es sich auswirken kann.
Nur solltet ihr jetzt nicht versuchen krampfhaft positiv zu denken. Ein Zwang bringt nämlich wieder Stress mit sich und den möchte man schließlich nicht haben!
Positiv sein ist eine Sache des Wollens, nicht des Müssens. Falls du Probleme hast, den Weg zu finden, lies dir doch mal meinen Beitrag Positives Denken – Meine Einführung durch.
Haltet die Augen für die positiven Dinge im Leben offen und versucht den Sinn, den Nutzen dahinter zu sehen.
Deine Mona